Begegnung mit einer Zeitzeugin: Margot Wicki-Schwarzschild
Gr. Am 10. April 2019 durften wir in der Aula des Gymnasiums Münchenstein Frau Margot Wicki-Schwarzschild begrüssen, die uns an ihren Lebenserinnerung aus den Jahren 1937 bis 1945 teilhaben liess. Margot Wicki-Schwarzschild kam 1931 in Kaiserslautern als zweite Tochter einer katholischen Mutter und eines jüdischen Vaters zur Welt. Da die Mutter bei der Eheschliessung zum Judentum konvertierte, galt die Familie nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten als jüdische Familie, die Kinder, gemäss den Nürnberger Rassengesetzen, als „Mischlinge 1. Grades“. Frau Wicki berichtete von der Vertreibung der jüdischen Kinder von der Schule und den damit verbundenen Demütigungen, von der Reichspogromnacht und der zeitweiligen Inhaftierung ihres Vaters in Dachau 1938 sowie der Deportation der Familie, zusammen mit 6000 weiteren jüdischen Menschen aus dem Saarland und Rheinland-Pfalz, in die französischen Internierungslager von Gurs und Rivesaltes im Jahre 1940.
Als die ganze Familie 1942 für den Transport „in den Osten“ selektioniert wurde, setzte sich Friedel Reiter, eine Schwester des Schweizerischen Roten Kreuzes, die als Freiwillige in der Kinderbetreuung des Lagers Rivesaltes arbeitete, unter Missachtung der ihr auferlegten „Neutralität“, für die Familie ein und wies auf die katholische Herkunft der Mutter, die mit dem Erstkommunionsbild belegt werden konnte, und auf die zwischenzeitlich erfolgte Taufe der Kinder hin. Ihrer Hartnäckigkeit war es zu verdanken, dass die Mutter und die beiden Töchter von der Liste gestrichen wurden. Vater Richard jedoch wurde nach Auschwitz deportiert, wo er ermordet wurde.
Margot Wicki-Schwarzschild illustrierte ihre bewegenden Ausführungen mit zahlreichen historischen Fotografien und Dokumenten. Im Anschluss an das Referat beantwortete Frau Wicki noch zahlreiche Fragen aus dem Publikum und gab auch Einblick in ihre weitere Biografie nach der Befreiung. Besonderen Eindruck hinterliess ihre Antwort auf die Frage einer Schülerin, ob sie den keinen Hass auf ihre damaligen Verfolger empfinde oder empfunden habe. Hass, so Frau Wicki, seine keine Option für das Weiterleben gewesen. Sie habe die damaligen Ereignisse als Teil ihrer persönlichen Biografie verstehen lernen müssen. Einige Schülerinnen und Schüler nutzten die Gelegenheit, im Anschluss an das Referat noch ganz persönlich mit Frau Wicki ins Gespräch zu kommen.
Die Veranstaltung vom 10. April 2019 geht auf eine Anregung von Anna Gengotti (M4c) zurück, die im Rahmen ihrer Maturaarbeit 2018/19 dargestellt hat, welche nationalsozia-listischen Massnahmen, Verordnungen und Aktionen Margot Wicki-Schwarzschilds Biografie in den Jahren zwischen 1938 und 1942 beeinflusst und bestimmt haben. Marlene An-dersson (M4c) gab dem Abend mit ihrem eindrücklichen Harfenspiel einen stimmigen und würdigen Rahmen.