Was verbindet Lettland und die Schweiz?
Al. Am 15. November 2024 besuchte Guna Japiņa, die lettische Botschafterin, das Gymnasium Münchenstein.
Lettland und die Schweiz: so ähnlich und doch so verschieden. Hier Berge und Schnee, dort Wälder und die See. Hier ein Land, in dem eine Partei die 10-Millionen-Schweiz mit einer Volksinitiative verbieten will, dort ein Land, das in der letzten Generation fast einen Drittel seiner Bevölkerung durch Aus- und Rückwanderung verloren hat.
Ihre Exzellenz, Frau Mag. Guna Iapina, Botschafterin der Republik Lettland für Österreich, Slowenien, Liechtenstein und die Schweiz mit Sitz in Wien (so der offizielle Titel des Gastes) zeichnete das Porträt ihres Landes im Rahmen einer Veranstaltung zur politischen Bildung am Gymnasium Münchenstein. Dabei wurde deutlich: Der Kampf um die Unabhängigkeit prägt die Geschichte ihres Landes: Nach dem Deutschen Orden wird das heutige Lettland von Schweden, Polen und Russland okkupiert, bevor es am 18. November 1918 endlich die Unabhängigkeit erlangt. In einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt vom 23.08.1939 vereinbaren Nazi-Deutschland und die Sowjetunion, dass Lettland, Litauen und Estland der UdSSR zugeschlagen werden soll, was tatsächlich auch geschieht. Lettland leidet besonders unter den Deportationen Stalins im «schlimmen Jahr 1940/41 und am Holokaust während Hitlers Besatzung 1941-45. Mit dem «baltischen Weg», einer Menschenkette, die von Vilnius bis Tallin reicht und 650 km lang ist, leiten die drei baltischen Staaten vierzig Jahre später – noch vor dem freien Geleit für die sog. Botschaftsflüchtlinge in Prag und dem Mauerfall in Berlin – am 23.08.1989 die erneute Unabhängigkeit ein.
Anders als die Schweiz sehen sie jedoch die Garantie für Frieden und Freiheit nicht im Alleingang, sondern werden Mitglieder von EU und Nato (2004) und der Euro-Zone (2014). Staats-präsidentin Vaira Vīķe-Freiberga bedankte sich mit folgenden Worten für die Aufnahme ihres Landes in die Nato:
«Latvia lost its independence for a very long time, and it knows the meaning both of liberty and the loss of it. Latvia knows the meaning of security and the loss of it.» Vīķe-Freiberga schliesst mit einem Versprechen: «…we will strive to our utmost to do our part to contribute not just to the strength of the Alliance but to do whatever needs to be done to create a world where justice and liberty are available to all.»
In der Diskussion wollte eine Schülerin wissen, wie man Botschafterin wird. In vielen Ländern beruhe die diplomatische Karriere auf Fähigkeiten, die man im Auswärtigen Amt unter Beweis zu stellen habe. Aber da machten z.B. die USA eine Ausnahme: Hier vergebe der President-elect diplomatische Posten als Dank, z.B. für finanzielle Unterstützung im Wahlkampf. Nach Iapina unterstützt im Weitern ein Grossteil der Bevölkerung, auch der russisch-stämmigen, die unzweideutige Haltung des Landes für die Unterstützung der Ukraine gegen die russische Invasion. Man sei sich einig, dass es hier nicht um die Ethnie gehe, sondern um das Selbst-bestimmungsrecht eines Volkes. Lettland wisse, was dieses Recht bedeute und koste.